Weißdorn - Crataegus sp.
Beschreibung
Gattung: Weißdorne
In Europa gibt es verschiedene Weißdornarten, die sich häufig miteinander kreuzen. Da ihre Verwendung ähnlich ist, wird hier nur in der Beschreibung auf die Unterschiede der Arten eingegangen.
Je nach Art und Standort kann die sommergrüne Pflanze bis zu 12 Metern hoch und 500 Jahre alt werden. Die Wuchsform ist stets knorrig und reich verzweigt, entweder als Strauch oder rundkroniger Baum.
Die Zweige sind mit einer grün- bis graubraunen und glatten Borke ausgestattet. Im Alter wird sie schuppig. An den Zweigen sitzen Dornen, die bis 2,5 cm lang werden können und sehr spitz sind. Beim Azaroldorn sind die Zweige auch noch weißfilzig-wollig behaart.
Blätter:
Eingriffeliger Weißdorn: eiförmig bis rhombisch, tief in 3 - 7 ganzrandige, an der Spitze leicht gezähnte Lappen geteilt, Buchten stumpf.
Zweigriffeliger Weißdorn: eiförmig, nicht so tief in 3 - 5 stumpfliche, bis zum Grund gesägte Lappen geteilt.
Azaroldorn: in 3 (-5) ganzrandige Lappen geteilt.
Blüten und Früchte:
Die Blüten erscheinen im Mai und stehen in aufrechten Doldenrispen. Sie verströmen einen intensiven Duft. Die Früchte entwickeln sich zwischen August und September.
Eingriffeliger Weißdorn: Aus den 8 - 15 mm breiten, mit 1 Griffel versehenen Blüten gehen dunkelrote, kugelig bis eiförmige, 6 - 10 mm große Scheinfrüchte mit einem Steinkern hervor.
Zweigriffeliger Weißdorn: Die Blüten besitzen 2 - 3 Griffel und bringen dunkelrote Früchte mit 2 - 3 Steinkernen hervor.
Arazoldorn: Auch diese Blüten besitzen 2 - 3 Griffel, entwickeln jedoch wesentlich größere (in Kultur bis 4 cm) und bräunlich-gelbe Früchte, die 1 - 3 Steinkerne besitzen und nach Mispeln schmecken.
Schwarzfrüchtiger Weißdorn: Die Früchte sind glänzend schwarz.
Fünfgriffeliger Weißdorn: Die Früchte sind matt schwarz-purpurn.
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Vorkommen
Die aus Europa stammenden Pflanzen haben sich schwerpunktmäßig in Nordamerika verbreitet. Sie wachsen in den gemäßigten Klimazonen der Nordhalbkugel, an Waldrändern, in Gebüschen und Parkanlagen.
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Geschichte
Als Heilmittel wird der Weißdorn im europäischen Kulturraum erstmals im 1. Jahrhundert nach Christus von Pedanios Dioscurides erwähnt.
1990 wurde die Pflanze zur Heilpflanze des Jahres gekürt.
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Drogen und Inhaltsstoffe
Weißdornblätter mit Blüten (Crataegi folium cum Hore) und Weißdornblüten (Crataegi flos). Beide Drogen dürfen außer von C. monogyna auch die entsprechenden Pflanzenteile von C. laevigata, den Hybriden dieser beiden Arten sowie von C. azarolus, C. nigra und / oder C. pentagyna enthalten.
Hagedornbeeren (Crataegi fructus), ausschließlich von C. monogyna, C. Iaevigata und / oder ihren Hybriden.
Die Wirkstoffe sind Flavonoide (u. a. Hyperosid, Rutin, Vitexinrhamnosid), oligomere Procyanidine, Catechine, Phenolcarbonsäuren, Triterpensäuren und in den frischen Blüten unangenehm riechende Amine.
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Eigenschaften und Wirkungen
In Tierversuchen stellte man an isolierten Organen fest, dass Weißdornpräparate die Kontraktionskraft des Herzens verbessern, dessen Überleitungsgeschwindigkeit beeinflussen, die Koronar- und Myokarddurchblutung steigern und den peripheren Gefäßwiderstand senken. Eine Verbesserung der subjektiven Beschwerden bei Herzinsuffizienzpatienten im Stadium II konnte in humanpharmakologischen Studien nachgewiesen werden.
Da Weißdorn eine sanfte Wirkung besitzt, muss er über längere Zeiträume hinweg eingenommen werden. Bei zu langer oder zu hoch dosierter Anwendung kann es jedoch zu Magen- / Darmbeschwerden kommen. Ansonsten sind die Nebenwirkungen mild.
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Verwendung
Weißdorn wird angewendet bei nachlassender Leistungsfähigkeit des Herzens im Alter und nach Infektionskrankheiten, bei leichten Formen von Herzrhythmusstörungen sowie Druck- und Beklemmungsgefühl in der Herzgegend.
Die Pflanze dient der Vorbeugung und Nachbehandlung solcher Probleme, ist also nicht geeignet bei akuten Krankheitszuständen. Es sollte vorher eine Ärztliche Untersuchung angestrebt werden, damit Erkrankungen, die einer anderen Behandlung bedürfen, ausgeschlossen werden können.
Die Wirkungsweise ist ähnlich der herzwirksamen Glykoside bei einer Digitalis-Therapie. Deshalb werden Weissdornpräparate häufig unterstützend und ergänzend eingesetzt.
In der Volksheilkunde wird das Fruchtmus gelegentlich gegen Durchfall und als Stärkungsmittel herangezogen. In der Homöopathie gegen Herz- und Kreislaufbeschwerden.
Das Holz wurde wegen seiner Härte zu Spielzeug, Spazierstöcken und Schmiedewerkzeugstielen verarbeitet.
Aus den essbaren Früchten kann Kompott oder Gelee hergestellt werden. Sie schmecken säuerlich-süß, sind sehr mehlig und eignen sich zum Mischen mit anderen Früchten zu Brotaufstrichen oder vitaminreichen Fruchtsäften.
In Notzeiten wurden die Kerne als Kaffeeersatz gemahlen, der Fruchtmus gegessen und als Mehlzusatz beim Brotbacken eingesetzt.
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Zubereitung
Aus einigen Löffeln getrockneter Blüten oder Blätter pro Tasse kann man sich einen Aufguss gegen Bluthochdruck oder zu niedrigem Blutdruck herstellen. Beide Symptome sollen gemindert werden. Er wird dreimal täglich eine Tasse davon eingenommen. Blätter erntet man zwischen April und Juni, Früchte von September bis November.
Gegen Arterienverkalkung wir eine Aufgussmischung aus 3 Teilen Mistel, je 2 Teilen Acker-Schachtelhalm (VORSICHT: Sumpfschachtelhalm ist im Gegensatz zum Ackerschachtelhalm giftig und die Pflanzen sehen sich sehr ähnlich!) und Weißdornfrüchten vorgeschlagen. Dreimal täglich 1 Tasse trinken.
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Kultivierung
Die Pflanze liebt Sonnenlicht, kommt jedoch auch mit Halbschatten klar. Wild wächst die Pflanze in Landschaften mit ausgeglichenen Wärmeverhältnissen, auf Lehmböden mit etwas Feuchtigkeit.
Auf Grund seiner gut modifizierbaren Wuchsform, der Frühjahrsblütenpracht und den vielen Früchten wird der Weißdorn gern in Parks und Gärten angepflanzt.
Als Hecke gepflanzt, bietet er rund 150 Insektenarten, 30 Singvogelarten und vielen kleinen Säugetieren eine Lebensgrundlage.
Früher wurde der Eingriffelige Weißdorn auch als Veredelungs-Unterlage für Birnen verwendet. Da er aber für Feuerbrand anfällig ist, ist man inzwischen davon abgekommen.
Der hessische Landwirtschaft-Landesbetrieb schlägt vor, die Samen nach der Sammlung im Herbst zu stratifizieren (Vor der Aussaat einige Tage kühlen, um den Winter vorzutäuschen) und im Frühjahr auszusäen. Wem das zu umständlich ist, der kann unter älteren Weißdornbüschen im Frühjahr nach frischen Keimlingen suchen.
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