Seifenkraut - Saponaria officinalis
Beschreibung
Familie: Nelkengewächse (Caryophyllaceae)
Gattung: Seifenkräuter (Saponaria)
Bei dem Seifenkraut handelt es sich um eine mehrjährige, bis 80 cm
hoch wachsende Pflanze mit stark verzweigten, bis fingerdicken
Rhizomen. Die Primärwurzel ist rübenartig verdickt. Der
aufrecht wachsende, weich behaarte und meist unverzweigte Stängel
ist dicht mit kreuzgegenständig stehenden Blättern und
apikalen, blassrosanen Blüten ausgestattet.
Die lanzettlich geformten Blätter sind drei- bis fünfnervig und fünf bis zehn Zentimeter lang.
Die etwa zwei cm großen Blüten haben, für
Nelkengewächse üblich, fünf rundliche Kronblätter
und einen aus Kelchblättern zusammengewachsenen, 20 bis 25 cm
langen Kelch. Sie erscheinen von Juni bis Oktober und bilden nach der
Befruchtung eine beim Trocknen oben aufspringende Kapsel mit kleinen,
schwarzbraunen, rauen Samen von etwa 1,5 mm Länge. Um
Selbstbestäubung zu vermeiden, sind die Blüten protandrisch.
Das bedeutet, dass sie zweigeschlechtlich sind und den männlichen
Teil (Staubblätter) vor dem weiblichen (Stempel) reifen lassen.
Sie verströmen ab der Abenddämmerung den intensivsten
Himbeer-Sorbet-Duft, wodurch Nachtfalter angelockt werden.
Die Fruchtreife geht von September bis Oktober.
Seifenkraut kann sich auch vegetativ über die unterirdischen Ausläufer vermehren.
Interessant ist, dass die Pflanze einen Chromosomensatz von n = 8
besitzt. Der Menschliche Chromosomensatz ist n = 2, also je ein Satz
von Vater und Mutter. |
Vorkommen
Das aus Europa stammende Seifenkraut wächst auf Schotter und
Sandböden (z.B. an Wegrändern) in den gemäßigten
Breiten Europas, auf Madeira und in Westsibirien in Höhen bis 700
m über dem Meeresspiegel. Vor allem auf Unkrautfluren im Auenland,
an Flussufern, Dämmen, Wegen und Schuttplätzen kann man es
finden.
Es wurde im 19. Jahrhundert in Nordamerika von Einwanderern
eingebürgert. Kommerzielle Anbaugebiete befinden sich vorwiegend
in China, Iran und der Türkei. |
Geschichte
Seifenkraut war auf Grund seiner Inhaltsstoffe schon bei den Germanen
beliebt als natürliche Seife und Heilmittel. Der Kulturbegleiter
wurde vermutlich seit der Jungsteinzeit angepflanzt. In Europa baute
man es noch bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts an. |
Drogen und Inhaltsstoffe
Sowohl oberirdische als auch unterirdische Teile der Pflanze beinhalten
Triterpensaponine (Seifenstoffe, im Rhizom bis zu 5%, im Extremfall bis
8% der Trockenmasse).
Neben dem Hauptwirkstoff Quillajasäure wurden noch Saponaroside, Saponasid A, und D und Gypsogenin nachgewiesen.
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Eigenschaften und Wirkungen
Saponine lassen Wasser aufschäumen und bilden dadurch eine
seifenartige Lösung. Deshalb verwendete man sie im Mittleren Osten
sowohl zum Reinigen als auch als Heilkraut für Hautprobleme wie
Ekzeme, Akne und durch Geschlechtskrankheiten verursachte
Hauterkrankungen. Es wirkt vor allem gegen Pilzinfektionen.
Saponinhaltige Präparate werden gegen Erkältungskrankheiten
als Hustentriebmittel eingesetzt. Die Wirkung beruht auf einer
reflektorischen Stimulierung der Wassersekretion im Bronchialgewebe,
wodurch man einfacher abhusten kann. Sie haben auch eine
corticoidartige Wirkung und sind deshalb Entzündungshemmend. Die
Stoffe dürfen jedoch auf keinen Fall in die Blutbahn gelangen, da
sie dort die roten Blutkörperchen zerstören (Hämolyse).
In hohen Dosen können Saponine Erbrechen verursachen. |
Verwendung
Als Arzneidroge dienen vorwiegend die getrockneten Rhizome. Sie werden
in Erkältungsteemischungen gegen trockenen Husten eingesetzt. In
der Tumorbehandlung wird das aus dem Seifenkraut gewonnene pflanzliche
Proteintoxin Saporin bereits in Tests angewendet.
Rhizomextrakte können als natürlicher Seifenersatz genutzt
werden. In der Slowakei werden noch heute Wäschestücke mit
angeschnittenen Rhizomstückchen eingeseift. Seifenkraut
wäscht zwar nicht so rein wie die heutigen Hightech-Waschmittel.
Es ist aber umweltschonend und greift den Stoff nicht an - ähnlich
wie Waschnüsse. Spült man die Wäsche mit Essig nach,
wird kein Weichspüler mehr benötigt.
Arabische Ärzte sollen die Pflanze bei Lepra und anderen
Hautkrankheiten verschrieben haben. Heutzutage dient eine Abkochung der
Wurzel als Umschlag bei diversen Hautkrankheiten. Von Bauern wird das
Kraut zum Entfetten von Schafwolle und zum Bleichen von Garn
eingesetzt. |
Zubereitung
Für ein gutes und Sanftes Shampoo oder Waschmittel werden 100 g
Seifenkraut (kann ein Gemisch aus Blättern und Rhizom sein) in
einem halben Liter Wasser auf die hälfte eingekocht. Bei stark
kalkhaltigem Wasser sollte mit Essig oder Zitrone nachgespült
werden. Es empfiehlt sich auch, das Wasser vorher mit etwas
Natriumhydrogencarbonat (Natron) zu enthärten. Vorsicht: beim
Kochen kann viel Schaum entstehen!
In der Küche können die würzigen Blütenblätter in den Salat gegeben werden.
Ein Strauß Seifenkraut, im Zimmer zum Trocknen aufgehängt, verströmt einen angenehmen Duft.
Sofern keine Verletzungen des Verdauungstraktes vorliegen, kann eine
geringe Menge Seifenkraut (0,4 g Rhizompulver pro Tasse) bei trockenem
Husten eingenommen werden. Die empfohlene Tagesdosis liegt bei Rhizom
bei 1,5 g. |
Kultivierung
Saponaria officinalis ist eine Zeigerpflanze für
Halblicht, Frische, Schwachsäure bis Schwachbase. Das heißt,
dass sie am besten in halbschattiger Lage auf feuchten, lockeren
Böden gedeiht. Diese sollten nährstoffreich und am besten mit
Steinen, Sand oder Kies angereichert sein.
Im Frühjahr kann man die Samen säen, im Spätherbst oder
Vorfrühling die Pflanze teilen oder Stücke der unterirdischen
Ausläufer wo anders eingraben. Einmal etabliert, verbreitet sich
das Seifenkraut dann selbst.
Seifenkraut ist ein Kaltkeimer. Werden die Samen geerntet und im Haus
aufbewahrt, müssen diese zum Erzielen einer hohen Keimrate
stratifiziert werden: zunächst für 2 - 4 Wochen feucht und
bei 15° - 20° C halten, danach für 4 - 6 Wochen bei
Temperaturen zwischen -4° und +4° C (Kühlschrank) lagern.
Im Freiland geschieht dies natürlich automatisch.
Zur Pflege wird eine Ausdünnung auf 60 cm Abstand, das Stutzen von
Stängeln mit zweigartigen Stecken und das Zurückschneiden
nach der Blüte (zum Erzielen einer weiteren Blüte) empfohlen.
Es handelt sich bei dieser Pflanze um eine wohlduftende Zierpflanze.
Die Duftintensität ist abhängig von der Tageszeit (s. o.) und
dem Standort. Sie sollte nicht direkt bei Fischteichen angepflanzt
werden, da die Saponine Wasserlebewesen vergiften können.
Im Herbst oder nach Bedarf kann dann geerntet werden. Blüten und
Blätter werden normal getrocknet, das Wurzelsystem in Scheiben
geschnitten und der Sonne ausgesetzt. |
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