Lein, Flachs - Linum usitatissimum L.
Beschreibung
Der echte Lein ist eine kahle, krautige, einjährige Pflanze mit
lineal lanzettlichen, dreinervigen, ungestielten Blättern und
einer kurzen Pfahlwurzel. Die Pflanze wird bis zu 1 m groß. Die
12 bis 15 mm langen Kronblätter sind himmelblau und bilden mit den
am Rand fein gewimperten Kelchblättern die Blüte. Aus der
Blüte geht eine 6 bis 10 mm große, kugelige,
10-fächrige Kapselfrucht mit glänzenden, länglich
eiförmigen, flachgedrückten, braun bis rötlichen Samen
hervor. |
Vorkommen
Der echte Lein wurde schon in vorgeschichtlicher Zeit als Öl- und Faserlieferant kultiviert.
Im Iran wurden Leinsamen von 7500 bis 6700 v. Chr. gefunden.
Die zweijährig bis ausdauernde L. bienne (Mill.) stellt
wahrscheinlich die Wildform dar. Heutige Anbaugebiete sind
hauptsächlich: China, Russland, Weißrussland, die Ukraine
und Ägypten. |
Geschichte
Die Hippokratiker benutzten die Pflanze zu medizinischen Zwecken,
Theophrast beschreibt die Verwendung des Schleims im 4. Jh. v.Chr. und
Hildegard von Bingen empfahl Lein zu Umschlägen. |
Drogen und Inhaltsstoffe
Die Droge sind die reifen, getrockneten Leinsamen (Lini semen, PhEur)
sowie das daraus kalt gepresste Leinöl (Lini oleum, DAC / ÖAB
/ Helv). In der Chirurgie werden sterile Leinenfäden (Filum lini)
verwendet.
Die für die Medizin wichtigen Inhaltsstoffe sind:
Bis zu 10% Schleimstoffe in der Samenschale, 40% fettes
Öl aus Glyceriden der Linol-, Linolen- und Ölsäure sowie
die Blausäure abspaltende Glycoside Linustatin und Neolinustatin
im Inneren der Körner. Ferner kommen Lignanglykoside, Proteine
(20-25%) und 25% Ballaststoffe vor.
|
Eigenschaften und Wirkungen
Leinsamen wirken abführend:
Wenn sie in Kontakt mit Wasser kommen, bilden sie eine voluminöse
Schleimschicht aus, die dem Korn im Erdreich Platz verschafft und die
Oberfläche vergrößert. Dadurch ist eine sehr gute
Wasser- und Nährstoffversorgung sichergestellt.
100 Gramm Leinsamen können zwischen 1,6 und 3 Liter Wasser binden
und dabei um das vier- bis achtfache aufquellen. Sie führen
dadurch im Darm zu einem Dehnungsreiz, der die Peristaltik anregt und
somit die Darmpassage beschleunigt.
Die Wirkung setzt allerdings zeitversetzt ein und zeigt sich erst nach
einigen Tagen. Sehr wichtig ist, dass viel getrunken wird, da die Samen
sonst im Darm verklumpen und somit zum Darmverschluss führen
können.
Leinsamen wirken jedoch auch gegen Durchfall:
Was sich zunächst paradox anhört, hat folgende Ursachen. Beim
Quellen verfestigen die Samen den flüssigen Stuhl im Dickdarm und
können Giftstoffe binden, die von Durchfall erregenden Bakterien
stammen.
Weitere Wirkungen:
Gegen Magen- und Darmentzündungen, bei denen eine Dehnung des
Verdauungstraktes nicht erwünscht ist, hilft eine Zubereitung aus
dem vorgequollenen Leinsamenschleim.
Die Schleimstoffe erleichtern das Abhusten bei Erkältungskrankheiten und trockenem Husten.
Diese Stoffe bestehen aus Zuckern, die Wasser kolloidal binden, sich darin jedoch nicht auflösen.
In Tierversuchen konnten die Leinsamen die Cholesterinwerte im Blut
senken. Dafür ist vermutlich der hohe Anteil ungesättigter
Fettsäuren verantwortlich.
Die Abspaltung der Blausäure stellt keine Gefahr für den
Mensch dar, da die Verweildauer der Samen im Verdauungstrakt nur kurz
ist und der Giftstoff durch das Enzym Rhodanase abgebaut werden kann.
Die Magensäure inaktiviert zudem die Enzyme, die Blausäure
freisetzen. Deshalb wurden bis heute noch keine
Vergiftungserscheinungen im Zusammenhang mit Leinsamen dokumentiert.
Die Ligane stellen eine Vorstufe des Lignins dar und können
hormonartig wirken (Phyto-östrogene). Eine Auswirkung auf den
menschlichen Organismus ist jedoch |
Verwendung
Auf Grund ihres hohen Gehaltes an Schleim-, Ballaststoffen und
Leinöl werden die Samen hauptsächlich zur Regulation der
Darmtätigkeit (zum Beispiel als Abführmittel) eingesetzt. Sie
wirken reizmindernd bei entzündlichen Prozessen im Verdauungstrakt
und bei Katarrhen der Atemwege. Da die abführende Wirkung auf
Anregung der Peristaltik basiert und nicht auf verwässerung des
Stuhls, ist Lein besonders für Patienten geeignet, deren Darm
durch häufigen Abführmittelgebrauch geschädigt ist.
In der heutigen, täglichen Ernährung werden meist nicht die
empfohlenen 30 Gramm Ballaststoffe aufgenommen. Das kann zu Verdauungs-
und Darmproblemen bis zum erhöhten Darmkrebsrisiko führen.
Leinsamen können also zur Nahrungsergänzung, zum Beispiel im
Müsli oder Brot eingesetzt werden.
Pferden wird gelegentlich Leinsamen gefüttert, damit ihr Fell glänzender wird.
Gegen Hautentzündungen hilft ein feucht-heißer Breiumschlag aus Leinsamenschrot.
Das Leinöl hat in der Nahrungszubereitung geringe Bedeutung, da es
wegen dem hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren zum Kochen
und Backen ungeeignet ist und an der Luft schnell ranzig wird. Aus dem
Grund sollten die Samen erst kurz vor dem Gebrauch geschrotet werden.
Beim "Linusit"-Verfahren werden nur die äußeren Teile der
Samen gequetscht. Das Mahlgut ist dadurch etwas länger haltbar als
vollständig gequetschtes.
Leinöl ist unverzichtbar in der Veredelung von
Holzoberflächen und als Rohstoff für Naturfarben.
Ölgemälde können mit einem dünnen Film Öl
versiegelt werden (Leinöl-Firnis). Es erstarrt innerhalb eines
Tages zu einem festen, transparenten Film. |
Zubereitung
Zur Ergänzung der Ernährung mit Ballaststoffen wird eine
Einnahme von einem Esslöffel frischer, nicht vorgequollener Samen
dreimal Täglich empfohlen. Kinder unter 12 Jahre nehmen die
Hälfte ein.
Dazu sollte mindestens ein Glase Wasser getrunken werden! In Milch bleibt die Quellung aus.
Der Energiegehalt der Samen ist durch das Öl groß (100 Gramm
liefern 470 Kalorien). Wer an Übergewicht leidet, sollte sie also
ungeschrotet zu sich nehmen.
Zur Herstellung eines heißen Umschlages gegen Hautprobleme wie
Karbunkel, Furunkel oder Geschwüre füllt man ein
Mullsäckchen mit etwa 40 Gramm Leinsamenmehl, hängt es
für 10 Minuten in heißes Wasser und legt es als Kompresse
auf. |
Kultivierung
Lein kann auf fast jedem Boden angebaut werden. Empfehlenswert ist ein
Anbau nach Schmetterlingsblütlern, da diese den Boden mit
Nährstoffen versorgen.
Die Pflanze ist gegen Staunässe empfindlich. Auch auf Schadpilze
reagiert sie stark, weshalb sie nur im Abstand von sechs Jahren erneut
angebaut werden sollte. Bereits kleinere Unkräuter stellen eine
Konkurrenz dar.
Lein ist eine Langtagpflanze, was eine frühe Aussaat (März
bis April) erforderlich macht. Die Pflanze bildet eine Pfahlwurzel aus.
Deshalb verträgt sie auch frühe Verpflanzungen nicht gut. |
Diese Seite dient rein informativen Zwecken. Es besteht kein Anspruch auf Richtig- oder Vollständigkeit.
Deshalb lehnt der Autor jede Verantwortung für eventuelle Anwendung ab.
|