Jurema - Mimosa tenuiflora
Beschreibung
In Guyana wurde eine Varietät unter dem Namen Acacia tenuifolia var. producta beschrieben, bei der es sich vermutlich um diese taxonomisch nicht gesicherte Art handelt.
Es handelt sich bei dieser Mimose um einen strauchartig wachsenden
Baum, der bis zu 8 m hoch wird. Er trägt gefiederte Blätter
mit 8 bis 33 wechselständig stehenden Fiedblättchen und
kurze, spitze Stacheln an den Zweigen. Zweige, Stamm und Blätter
sind mit feinen, transparenten und klebrigen Härchen ausgestattet.
Die graubraune Borke reißt mit der Zeit längs auf.
Die weißen Blüten stehen in Büscheln. Aus ihnen gehen
lanzettförmige Früchte (2 bis 2,5 mm breit, 5 bis 7 mm lang)
hervor, von denen jeweils 3 bis 4 in Schoten gereiht sind und bis zu 6
Samen enthalten können. Die Blüte- und Samenreifezeit
erstreckt sich in nördlicher Hemisphäre von November bis
Juli, in südlicheren Gebieten von September bis April.
Noch bevor die Sonne untergeht faltet die Mimose ihre
Fiedblättchen zusammen, sie legt sich sozusagen schlafen. Es
handelt sich hierbei vermutlich um einen Schutzmechanismus, der bei
einigen Mimosen auch durch Berührung oder Hitze hervorgerufen
werden kann. Das Zusammenfalten geht dabei sogar ziemlich schnell.
Hält man eine kleine Flamme unter die Spitze des Fiedblattes
(Vorsicht, nicht verbrennen!), klappen sich die Blattpaare nacheinander
innerhalb weniger Sekunden zusammen.
Die Pflanze neigt hin und wieder zu starkem Laubfall. Dabei werden auch
kleinere Zweige mit abgeworfen. Sie treibt jedoch auch unten am Stamm
wieder neu aus. |
Vorkommen
Der Baum kommt in Südmexiko, also Oaxaca und an der
Pazifikküste der Chiapas, Zentralamerika, Venezuela und Brasilien
(dort besonders im Nordosten) vor. Zwar kann er in Höhen von bis
zu 1000 m über NN wachsen, jedoch gedeiht er am besten im
tropischen Tiefland. |
Geschichte
Bereits in der präkolumbianischen Zeit war die Baummimose bei den
Azteken bekannt. Der Jurema-Kult wurde erstmals 1788 beschrieben. Er
schien bis vor einigen Jahren ausgestorben. Seitdem Ayahuasca und
dessen Analoge jedoch immer beliebter werden, erfährt das Ritual,
bei dem Mimosa-Trünke eingenommen werden, eine Renaissance.
Um 1810 wurde die Pflanze in Mexiko botanisch beschrieben. Man erkannte
jedoch vor einigen Jahren, dass es sich bei der mexikanischen Art um
dieselbe handelt, die bereits in Brasilien unter dem Namen Mimosa hostilis
beschrieben wurde. Bei der Darstellung indianischer Geister in einigen
afrobrasilianischen Ayahuascakulten handelt es sich zum Teil um Cabocla
Jurema (die Göttin des Waldes), die vermutlich die Personifikation
der Mimosa tenuiflora ist. |
Drogen und Inhaltsstoffe
Es wird sowohl die getrocknete Rinde vom Stamm als auch die Wurzelrinde
verwendet. Aus der Wurzel wurden Jurematrünke, veueka genannt,
hergestellt.
In der Rinde des Stammes sind mehrere Triterpen-Saponine wie Mimonoside
A, B und C sowie eindeutig biologisch aktive Steroidsaponine enthalten.
Neben geringen Mengen an Alkaloiden wie N, N-DMT, 5-HTP und beta-Carboline kommen auch viele Calciumoxalatkristalle, Stärke und 16% Tannine
als Schutz vor Fäule vor. Die neusten Untersuchungen der
mexikanischen Wurzelrinde ergaben erstaunliche Ergebnisse: das
Präparat war sehr reich an Alkaloiden. Es enthielt 1% N, N-DMT.
Die Wurzelrinde der brasilianischen Pflanze enthielt nur 0,57% des
psychoaktiven Wirkstoffes.
In Mexiko erhält man die getrocknete Rinde oder das daraus
hergestellte Pulver auf Märkten, in Drogerien und
Naturkostläden. |
Eigenschaften und Wirkungen
Die pulverisierte Stammrinde besitzt eine bis drei Stunden anhaltende,
analgetische Wirkung und verkürzt die Regenerationszeit
menschlicher Haut nach Verbrennungen deutlich. Scheinbar hat die Borke
eine stimulierende Wirkung auf das Immunsystem.
Nach einer großen Explosionskette in San Juanico (in der
Nähe von Mexico City) am 19. November 1984 wurden einige der 5000
Brandopfer mit dem Pulver erfolgreich behandelt. Die Heilwirkung ist
bereits labortechnisch nachgewiesen worden.
Es konnte auch nachgewiesen werden, dass die Inhaltsstoffe zusammen
eine stärker bakterientötende Wirkung als Streptomycin
besitzen!
Auf Grund der Inhaltsstoffe ist ein Wurzeldekokt psychoaktiv wirksam.
Es wird jedoch nirgends erwähnt, ob die Indianer bei dem
Juremakult auch MAO-hemmende Additive einsetzten. DMT ist nur in
Verbindung mit einem Monoaminooxidase-Hemmer oral psychoaktiv.
Rätsch gibt an, dass er 1 g der getrockneten, grob zerkleinerten
mexikanischen Wurzelrinde (entspricht 100 mg N,N-DMT) in einer Pfeife
rauchte und nur leichte DMT-Wirkung verspürte. Er vermutet eine
bessere Wirkung beim Rauchen eines eingedampften Rindenextraktes
(Kaltwasserauszug). |
Verwendung
In Mexiko werden aus der Rinde zahlreiche Produkte zur Wundheilung und
Tonisierung hergestellt und öffentlich angeboten. Die
zerquetschten Wurzeln sollen von brasilianischen Indianerinnen auf die
Fußsohlen ihrer Männer gestrichen werden, um diese zu
aphrodisieren.
Das arte Holz stellt eine gute Holzkohlequelle dar und wird zum Bau von Brücken, Zäunen und Möbeln verwendet.
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Zubereitung
In Brasilien wird der Vinho de Jurema gelegentlich mit Maracujasaft
vermischt getrunken. Die Maracuja soll ein leichter MAO-Hemmer sein.
Die Wurzelrinde eignet sich zur Herstellung eines Ayahuasca-Analogs. Es
wird von einer Zubereitung von 9 bis 12 g der Wurzelrinde mit 3 g
Steppenraute (Peganum harmala) pro Person berichtet. Es ist jedoch davon abzuraten, solche Mengen zu konsumieren da diese Aussagen nicht sicher belegt sind.
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Kultivierung
Über die Kultivierung ist noch nicht viel bekannt. Es ist
scheinbar möglich, die Pflanze über Stecklinge zu vermehren.
Die Keimrate soll bei 25° C 96% betragen, sogar nach 4 Jahren
Samenruhe.
Von den fünf Samen, die ich in lockere Anzuchterde drückte,
sind drei gekeimt. Eine der Mimosen überlebte und wächst
seitdem prächtig in einem kleinen Blumentopf. Nach ca. einem Jahr
ist sie bereits über 1 m gewachsen. Die Pflanze ist anfangs sehr
zart. Vor zu kalter Zugluft oder mechanischen Einwirkungen sollte man
sie also schützen. Bis jetzt wurde sie nie von Schädlingen
wie Spinnmilben, Schild- oder Blattläusen befallen. |
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