Katzenkralle - Uncaria tomentosa
Beschreibung
Dieser Klimmstrauch wächst an anderen Bäumen empor und
erreicht dadurch eine Höhe von bis zu 100 Metern. Der Durchmesser
der Stämme beträgt bis zu 20 cm. Aus den dicken Stämmen
sprießen peitschenartige Nebentriebe mit gegenständig
angeordneten, ovalen Blättern. Die Blätter haben einen
Abstand von 10 bis 15 cm und besitzen in den Blattachseln die
charakteristisch sichelförmig gekrümmten Dornen, die wie
Katzenkrallen aussehen.
An Stelle der Dornen wachsen zur Blütezeit rispenförmige
Blütenköpfe mit einer Größe von 2 cm und gelber
Krone. Die rotbraunen Wurzeln wachsen horizontal entlang der Schicht
aus Humus und Lehm, dicht unter der Bodenoberfläche. Im Holzteil
sind Tüpfelgefäße zu erkennen, im Bastteil
Kristallsand, Steinzellen und Fasergruppen.
Dass die Arten U. tomentosa und U. guianensis sich
grundsätzlich ähnlich sehen aber verwandtschaftlich nicht
nahe stehen, zeigen Unterschiede im Chromosomensatz, einer anderen
Dornen- und Blattform, anderer Blütengröße und -Farbe
sowie in unterschiedlichen Samenformen. Auch die Samenkapsel und
Triebspitzen unterscheiden sich voneinander. Der Gehalt und die
Verteilung ihrer pharmakologischen Inhaltsstoffe variieren ebenfalls. |
Vorkommen
Ihr Vorkommen erstreckt sich im tropischen Amazonaswald vom
nördlichen Bolivien über Peru, Brasilien Ecuador, Kolumbien,
Venezuela bis Honduras und Belize. |
Geschichte
Im Rahmen einer Anden-Exkursion trafen österreichische Bergsteiger
1959 mit Angehörigen der Asháninkra-Indianer aus dem
Amazonas-Tiefland von Peru zusammen. Der Sanitäter der Gruppe,
Klaus Keplinger, tauschte mit den traditionellen Heilern Wissen
über Arzneipflanzen und Medikamente aus. Die Indianer
erwähnten eine geheimnisvolle Pflanze, die bei verschiedenen
Krankheiten eingesetzt wird.
Durch Zufall konnte 1974 wieder Kontakt zu den Indianern hergestellt
werden. Wieder wurde über die Pflanze diskutiert. Beeindruckt von
der Pflanze und ihrem Anwendungsgebiet wurde der Kontakt zu dem Stamm
in den folgenden Jahren gepflegt und weitere Information gesammelt. Als
eine Vertrauensbasis aufgebaut war, wurden die Österreicher
schließlich in den Regenwald zu der Stammpflanze geführt.
Professor Teppner von der Uni Graz identifizierte sie als Uncaria
tomentosa.
Seit dieser Zeit wird die Pflanze erforscht der westlichen Medizin zugänglich gemacht.
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Drogen und Inhaltsstoffe
Die Droge ist die Wurzelrinde von U. tomentosa. Sie enthält 2 - 3 % Oxindolalkaloide.
In der Wurzel und dem Stamm wurden Terpnoide, insbesondere
Quinovinsäureglykoside, Urolsäurederivate und Sterole wie
Beta-Sitosterol, Flavonoide, Epicatechin und Chinconaine nachgewiesen.
Weiter Inhaltsstoffe: Iridoide, Triterpene (vor allem Glykoside der Chinovinsäure) und Procyanidine (Cinchonain 1a und 1b)
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Eigenschaften und Wirkungen
Extrakte aus Wurzeln und Stamm wirken hauptsächlich stimulierend auf das Immunsystem.
Die Alkaloide (besonders das Isopteropodin) steigern die
Phagozytoseleistung von weißen Blutkörperchen und
Fresszellen in einer Weise, wie es vergleichbare Immunstimulanzien
bereits tun.
Außerdem haben die pentazyklischen Oxindolalkaloide eine regulatorische Wirkung auf die Vermehrung von Lymphozyten.
Durch Inaktivierung eines Transkriptionsfaktors in den
körpereigenen Fresszellen wird die Entstehung entzündlicher
Prozesse gehemmt. Die entzündungshemmende Wirkung wurde bereits in Tierversuchen nachgewiesen.
Neben einer ausgeprägten antileukämischen Wirkung auf
Brustzelltumorzellen (die mutierenden Zellen werden zum Absterben
angeregt) konnten im Labor auch antivirale Wirkungen
gegen zwei RNA-Virusinfektionen (Vesicular stomatitis virus und
Rhinovirus 1B) nachgewiesen werden. Bei einer Versuchsanordnung, bei
der infizierten Katzen die entsprechenden Wirkstoffe in die Muskeln
gespritzt wurden, bildeten sich die Krankheitssymptome bei 85 % der
Versuchstiere zurück. 44 % der Tiere waren nach 5
Behandlungsmonaten virusfrei. Unbehandelt führt diese Infektion in
90 % aller Fälle zum Tode.
Auch bei Anwendung eines standardisierten Extraktes der Pflanze bei Herpes simplex oder Varicella zoster konnte eine rasche Schmerzfreiheit und begünstigte Abheilung erkannt werden.
Die tetrazyklischen Oxindolalkaloide wirken positiv auf Herz und Kreislauf. Sie senken den Blutdruck, führen jedoch zu verminderter Herzfrequenz.
In doppelblinden, placebokontrollierten Studien konnte eine signifikante Verbesserung rheumatischer Beschwerden
nach sechsmonatiger Einnahme von Katzenkrallenpräparaten
festgestellt werden. Die Zahl der schmerzhaften, geschwollenen Gelenke
und die Dauer der Morgensteife wurden reduziert. Bei Patienten mit
rheumatoider Arthritis ergaben klinische Studien eine signifikante
Verbesserung.
Bei HIV-Patienten konnte teilweise eine Erhöhung der Zahl der T4-Zellen festgestellt werden.
Patienten mit Hirntumoren zeigten nach Gabe von Uncaria-Extrakten eine bessere Verträglichkeit von Strahlen- und Chemotherapie.
Auf pentazyklische Oxindolalkaloide standardisierte Extrakte zeigten weder akute Toxizität noch mutagene Eigenschaften.
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Verwendung
Die Katzenkralle ist ein Bestandteil diverser
Nahrungsergänzungsmittel in den USA und eines in Österreich
zugelassenen Medikamentes. Sie wird angewendet gegen Entzündungen,
Rheumatismus, Tumore, Magengeschwüre und Ruhr. |
Zubereitung
Die Dosierungsangaben amerikanischer Präparate schwanken. Für
generelle Immunstimulanz wird eine Gabe von einem Gramm Wurzelpulver
täglich angegeben. Therapeutische Dosen liegen im Bereich von 20 g
pro Tag. Zur Verdauungsförderung und gegen Arthritis werden bis zu
5 g täglich empfohlen. Die Wurzel kann als Pulver in Form von
Kapseln oder als Aufguss (10 bis 15 Minuten Kochzeit) eingenommen
werden.
Laut Hersteller muss das Medikament zwischen drei und sechs Monaten
eingenommen werden, bis die Wirkung einsetzt. Durch Verwechslung der
Pflanzen kann es vorkommen, dass die Art U. guianensis
ganz oder zum Teil in den Nahrungsergänzungsmitteln oder frei
verkäuflichen Katzenkrallenmedikamenten enthalten ist. Die
Inhaltsstoffe von U. guianensis heben jedoch die Wirkung von U. tomentosa
auf und machen das Medikament somit unbrauchbar. Die Firma IMMODAL ist
Inhaber der weltweit einzigen gesetzlichen Zulassung für
Katzenkrallenmedikamente zur Zusatzbehandlung bei rheumatischer
Arthritis. |
Kultivierung
In Kultur wachsen Katzenkrallen meist kleinwüchsig und buschiger als im Regenwald.
Der Boden ist am besten feucht und beschattet. Die Pharmaindustrie bezieht das Pflanzenmaterial aus Anbaugebieten im Regenwald.
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