20.05.2007 06:08 (21.05.2007)
Ich habe gestern das getan, was es -in meinen Fall, immer zu befürchten galt: Eine aktive Handlung, die ursprünglich zu Tod und stupender Zufriedenheit führen sollte, doch sie fügte mir eine fraglich-groteske, aber Erkenntnis reiche, gottesfürchtige Erfahrung bei... Die es nicht zu vergessen gilt.
Es begann damit, dass ich den gestrigen, denkwürdigen Tages meiner Obsession entkommen wollte, also nahm ich meine Arzneien aus meinem Reisekoffer -voller Arzneien Iodsalz und Mohn, doch diesmal endete es mit einer MAO-Vergiftung.
Einen Esslöffel Steppenrauten mit Sandmalve (Ephedrin), 25mg Maprotilin und 100g Sertralin, für manche bereits tödlich, aber bei meinen verkalkten Arterien eher eine Sache der Einstellung nicht der Physik1, sondern des Heldentums!
In den ersten fünf Minuten hatte ich keine Veränderungen vernommen können, doch bald spürte ich die Anzeichen des Ephedrins, Wachheit, Antriebssteigerung, dann die MAO-Hemmer, Zufriedenheit, Ausgelassenheit, das Maprotilin, obwohl niedrig dosiert hatte die stärkste Veränderung in mir hervorgerufen: Schwindel, Sedierung.
Nach einigen Minuten, nach jedem Atemzug verstärkten sich die Wirkungen und es kam eine ungeheure Übelkeit über mich, so wie ich es nie erwartet hätte. Denn all Erfahrungen mit Steppenrauten gingen ohne großen Schaden von der Bühne, aber nie wirkten die Steppen so stark, so unkontrollierbar. Ich wurde zum Helden einer unerzählten Geschichte!
Anders als letztes Mal habe ich die Samen pulverisiert, was bedeuten kann, dass ich diesmal Mengen ab 5g oder mehr nahm. Genügend um mich zu vergiften, wie sich herausstellen sollte.
Ich merkte eine Stimmungsaufhellung, die aber eher subtil war, die Sedierung und das Betäuben meines Körpers standen im Vordergrund. Diese Betäubung ist keine Einbildung und sie hält noch an. Ungewiss dabei ist, ob die Betäubung von der Sandmalve, den Steppenrauten, dem Sertralin oder dem Maprotilin stammt. Ich schätze auf das Maprotilin, denn auf Maprotilin habe ich immer das Gefühl eines Schleiers, der mich umhüllt, einer schützenden Form einer weiblichen Gebärmutter oder einer alles umhüllenden Seifenblase.
Meine weißen Homies aus dem ICQ Mike und Patric -Namen aus der Muppet-Show, waren mir nicht sonderlich hilfreich, bei der Erkennung meiner MAO-Vergiftung -da sich alles verschlimmerte, ähnlich wie einem Stück von Bloody Valentine, verdreht, unüblich, gewaltig und ostentativ.
Im Gegenteil, sie wollten sogar, dass ich mehr nehme... Wenigstens habe ich von Mike die rare Weisheit gehört, dass MAO-Hemmer tödlich enden können...
Ich legte mich hin und es begann eine Bettlägerigkeit, die man ansonsten nur aus den Hospitälern kennt, außerdem stieg mein Blutdruck, aber fiel bald ins Ungewisse, als das Maprotilin anflutete. Die Übelkeit verschlimmerte sich, eine Übelkeit, die ich von Steppenrauten bisher nicht gewöhnt war und ansonsten nur aus Filmen.
Ich wurde aus irgendeinem unersichtlichen Grund wärmer. Die Wärme verstärkte sich und sie füllte sich an wie ein mittel-starkes Fieber, dass es nicht zu kontrollieren galt. Mein ganzer Körper fing an sich zu betäuben und man fühlt sich viel schwerer, als wäre man um das doppelte des Gewichtes schwerer geworden. Man fühlt sich schwer und fest, aber auf einer gefühlt-optischen Ebene auch größer, man beginnt sich selber 1,5 fach größer vorzustellen, denn der Boden schien mir tiefer zu liegen als er war.
Ich stieg vom Bett, ich zitterte, wie auf einer Epilepsie. Meine Bewegungen wurden unkontrollierbar und ich habe das geräucherte Weihrauch am Boden unwissentlich niedergestoßen. Leider konnte ich mich unter diesen faszinierenden Umständen nur bedingt bewegen, da meine Übelkeit sich dabei verschlimmerte.
Ich versuchte einfach nur zu schlafen, das hat nämlich funktioniert2, als ich MAO-Hemmer mit 50mg Maprotilin nahm, doch die Sandmalven wirkten und sie werden lange wirken, so mein Gefühl. Dabei kam mir die Angst im Schlafe zu erbrechen und dabei zu ersticken wie auf Liquid XTC, daher wollte ich lieber die ganze Vielfalt und Erhabenheit dieser Grenzerfahrung durchleben, denn mein Schlaf hätte der letzte zum Himmelreich sein können.
Aber wir wollen auch gar nicht ins Himmelreich: Männer sind wir worden, - so wollen das Erdenreich3!
Die Musik Joy Divisions, die mich vorher noch deprimierte, erwachte in mir eine Agonie zwischen Leben und Schwermut. Sie versetzte mich in einen Zustand einer monomanen Gleichgültigkeit, die es zu überwinden galt. Es passierte etwas ähnliches, wie auf 20g Trichterwinden: Closed-Eye-Visuals.
Diese waren ebenso subtil und die Bilder folgten den Anweisungen meiner Gedanke. Es erscheint mir sehr schwierig mich an diese zu erinnern, sie scheinen mir fast schon vergessen. Eines dieser Bilder war interessant, ich schien neben der Autobahn zu fliegen und flog sehr schnell. Ich hatte das Gefühl mich an alles erinnern zu können, ohne Verzug konnte ich es.
Meine Bewegungsstörungen verschlimmerten sich, ebenso meine Übelkeit. Ich dachte an Chan Marshall4, ihr Aussehen und ihre Weinerlichkeit faszinieren mich. Alleine ihr Gesicht versetzte mir einen schier unbeschreiblichen Orgasmus. Meine völlige Ganzheit beseelte sich. Ich war zwar sexuell stark stimuliert, aber vollkommen impotent. Ich hätte in diesem Moment der völligen sexuellen Präpotenz, alles Weibliche missbrauchen wollen, doch es gab nichts zu missbrauchen oder zu denken an.
Ich entschied mich darauf erst einmal zu erbrechen, doch beim Aufstehen stellte ich fest, dass mein Blickfeld sich verändert hat. An den Rändern sah ich einen grauen blinkenden Nebel, als ich meine Brille anzog wurde es nur schlimmer. Die Bewegungen meiner Hand hinterließen Spuren in der Luft, es war so, als ob die Konturen meiner Hand in der Luft hängen bleiben würden. Sie kamen und schwanden, wie die Dämone meiner selbst.
Die MAO-Vergiftung war offensichtlich, aber ich sah, trotz des Fiebers, meiner Betäubung, meinen Wahrnehmungsstörungen, den epileptischen Bewegungsstörungen und das Gefühl im Sterben zu liegen, keinen Grund den Arzt zu rufen: Scheiß Quartalsgebühr...
Die Angst vor Tod und Verderben verblassten im Interesse eines imaginären Heldentums, einer heroischen Philosophie -meiner Philosophie und der Omnipotenz Ian Curtis auf mich.
Erschöpft, aber mit freiem Magen, legte ich mich zurück aufs Bett. Ich begann eine Spanierin draußen zu hören, die immer schneller redete, sodass am Ende ihre Wörter immer weniger Sinn machten, es klang als würde man ein Telefonat mit einem Crystal-getränkten Ferrari führen.
Es ist das letzte wovon ich weiß. Ich fing zwischen 2 und 4 Uhr zu schlafen und war um 6 Uhr wieder wach. Mein auditives Verständnis war immer noch verstärkt und machte die Stimme Ian Curtis noch viel stimulierender. Ich reinigte mein Gesicht und stellte fest, dass mein Verständnis für Warm und Kalt viel intensiver war. Schon von lau-warmem Wasser fror ich und fühlte bei warmen Wasser mich übertemperiert.
Ich bemerkte, dass dieser Zustand den ganzen Sonntag über angehalten hat, denn es war bereits Montag und bitter kalt. Ich entschied mich vor allem Ankommenden zu schweigen, denn meine Transzendenz ist womöglich nicht fassbar, sondern einfach nur unverstanden und unhonoriert.an ein paar zerkaut).
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