Bericht / Rezept: Ayahuasca

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Robert, 31J, schreibt am 07.07.05:
Mutter Ayahuasca - die Ranke, um die sich viele Mythen ranken

Ich hatte das unglaubliche Glück, einem der sympathischsten, humorvollsten, nettesten und zudem erfahrensten Schamanen zu begenen. - Wobei der Begriff „Schamane“ eigentlich nicht nach Südamerika passt, weil er einen Medizinmann der Sibirischen Steppe bezeichnet, die Südamerikanischen Medizinmänner nennen sich „Curanderos“, Sein Name ist Antonio Barrera Banda, als Curandero heisst er Andobar. Ursprünglich hatte ich vor, im Naturschutzgebiet Pacaya Samiria an einem Ayahuasca-Ritual der Organisation Comunidad Tawantinsuyu teilzunehmen. Die machen das allerdings nur noch sporadisch für angemeldete Gruppen, übermittelten mir freundlicherweise allerdings Antonios Telefonnummer. Deren Homepage ist allerdings sehr informativ und auch schön gestaltet (www.comunidadtawantinsuyu.org).

Ich rief also, als ich in Iquitos war, Antonios Nummer an. Zum Zeitpunkt meines ersten Anrufes war er allerdings, wie er mir später erzählte, im Regenwald, um Pflanzen zu sammeln. Am Abend errreichte ich ihn dann schließlich und wir verabredeten uns für den nächsten Tag. Wir waren einander vom ersten Augenblick an sympathisch und er war so ganz anders wie ich mir einen Schamanen vorgestellt hatte. Etwa 1,65 gross, sportlich, in Kurzarmhemd und Cargohose. Wir tranken eine Coke und plauderten. Anfangs über Reisen, Politik und Kunst. Weil er erwähnt hatte, dass er die Visionen, die er während der Rituale hatte, auch malte und auch schon einige Male Rituale in Europa zelebriert hatte. Er meinte noch, dass er in der Öffentlichkeit nicht gerne über Ayahuasca spreche, weil aufgrund der Tatsache, dass immer mehr Scharlatane auftraten, die Meinung über Ayahuasca in der Öffentlichkeit mittlerweile sehr negativ wäre. Wir fuhren also zu einem kleinen Büro, das er gemietet hatte, wo er mir von ihm gemalte Bilder zeigte. - Falls irgendjemand Interesse haben sollte, er ist auf einigen Homepages vertreten, einfach „Andobar“ in eine Suchmaschine eingeben, dann kann man Bilder ansehen. Die Bilder zeigten jedenfalls genau das, was ich aus Erfahrungsberichten schon kannte. Fragile Formen und Rinnsalen beziehungsweise Adern gleichende vielverzweigte Images in den herrlichsten bunten Farben auf dunklem Hintergrund. Bei eingehender Betrachtung ließen sich Gesichter, Körper, Extremitäten, Organe und auch vollständige Wesen erkennen. Prall, vielfältig und sprühend wie der Regenwald selbst. Wir redeten in seinem Büro noch über dies und jenes; er zeigte mir auch ein Stück einer Ayahuasca-Liane, das er auf einem Sideboard aufbewahrt hatte. Irgenwann fuhren wir dann zu ihm nach Hause. Daselbst stellte er mich seiner Schwester, ebenfalls eine Schamanin, seinen Nichten und seinem Lehrling vor. Ich sprach mit allen recht lang und ausführlich. Später besuchten wir dann das unweit stattfindende Fest zu Ehren des Namenspatrons der Gemeinde, San Juan, und gegen 22 Uhr bedeutete er mir ihn in den Raum zu begleiten, in dem das Ritual stattfinden sollte. Die klassische Mischung (Banisteriopsis caapi sowie Psychotria viridis) befand sich in einer simplen Pet-Falsche. Getrunken wurde sie dann allerdings doch etwas angemessener aus einer Holzschale. Der Raum war einfach und recht karg eingerichtet. Unverputzte Ziegelmäuer, ein paar Holzbänke und wir saßen auf Kunststoffstühlen, wie man sie in Europa auf so gut wie jeder Veranda sehen kann. Die Banalität der Umgebung änderte allerdings nichts daran, dass der Raum bereits von der Kraft des Trankes erfüllt war, ehe auch nur einer von uns beiden etwas davon zu sich genommen hatte. Er meinte noch, dass nicht alles, was ich erleben würde, unbedingt schön wäre, dass ich allerdings keine Angst haben müsse, da er immer in der Nähe wäre. Ich hatte aber überhaupt keine Angst, fühlte bloß tiefen Respekt. Wir saßen einander gegenüber in einem Abstand von etwa fünf Metern. Er rief mich dann zu sich und sagte, ich müsse die Pflanze nun bitten, mir das zu offenbaren, was ich wünsche. Das kam ein wenig unerwartet aber ich schaute tief in den Becher mit der dunklen Flüssigkeit und sagte in Gedanken: „Mutter Ayahuasca, zeig mir Deine Geschichte und gib mir etwas mit, das mir hilft, zu erkennen, dass ein erfülltes Leben nur in Harmonie mit allen Geschöpfen möglich ist und hilf mir, mächtige Wesen wie dich zukünftig zu erkennen.“ Dann trank ich den Inhalt des Bechers in wenigen Schlucken. Es schmeckte nicht so übel, wie ich befürchtet hatte, ein wenig bitter, holzig und war sehr dickflüssig. Antonio begann dann mit den „Icaros“, den Beschwörungsformeln. Die Wirkung begann - wie bei oraler Konsumation zu erwarten - recht langsam einzusetzen. Eine leichte Veränderung der Wahrnehmung konnte ich nach etwa 20 min. bemerken. Dann geriet ich, begleitet von heftigen Schweißausbrüchen, in einen unglaublich intensiven psychedelischen Zustand. Ich konzentrierte mich erst nicht auf visuelle Eindrücke, denn es stellte sich ein immens starkes Gefühl physischer Wahrnehmung ein. Ich denke, mir war noch nie zuvor so deutlich bewußt gewesen, dass ich einen Körper hatte. Das dauerte wenige Minuten und dann hatte ich mit einem Mal den Eindruck gar keinen Körper mehr zu haben, nur noch Geist zu sein. Der Raum, in dem ich mich befand, hätte bloß einen Kubikmeter messen oder die Dimensionen des gesamten Universums umfassen können, es hätte keinen Unterschied gemacht. Dann löschte Antonio das Licht. Nun begannen die Visionen. Ich bekam zu diesem Zeitpunkt von den Beschwörungen noch wenig mit. Allerdings begann sich nun zu erfüllen, worum ich gebeten hatte. Ich befand mich im Wald. Tiefer im Wald als je ein Mensch gewesen war. An einem Ort, den es so längst nicht mehr gab. Es war der Ort, an dem sie geboren worden war. Und ich lebte mit ihr und ihren Schwestern an diesem Ort. Ich erlebte ihr Wachsen, ihren Kampf um Sonnenlicht, den sie mit den anderen Pflanzen bestritt. Ich sah noch viele andere Lebewesen, Tiere, Geschöpfe so schön und so bunt, sie mußten einander gegenseitig an Schönheit übertreffen, um wahrgenommen, als Fortpflanzungspartner angenommen zu werden. Ich sah die ganze Herrlichkeit und Schönheit des Waldes, die darauf gründete, dass alles wachsen, gedeihen, sich vermehren mußte, um nicht unterzugehen. Ich ertappte mich dabei, wie ich es mit Gemälden von Rousseau vergleichen wollte, aber wenn der auch ein genialer Maler war, war das was er darstellte, trübe und farblos im Vergleich zu dem was sich mir offenbarte. Ich wuchs schließlich selbst, gedieh mit den Pflanzen und Tieren. Wurde aufgefressen, verdaut, ausgeschieden, gedieh erneut, doch völlig verändert.

Schließlich schlichen sich dann doch einige negative Gedanken ein. Ich mußte plötzlich an die makabre Fernsehshow „Happy Tree Friends“ denken, die ich einige Tage zuvor auf MTV gesehen hatte. Wer es nicht kennt, da massakrieren sich niedliche Zeichentrickfiguren auf abscheulichste Weise. Ich konnte das allerdings mit rechter Leichtigkeit abwehren. Ich wollte die Schönheit und faszinierende Vielfalt des Waldes erleben. Da kam der erste Anflug heftiger Übelkeit. Ich trank etwas Wasser. Die Visionen wurden dunkler, undeutlicher. Die Übelkeit verschwand wieder. Es wurde dann noch farbenprächtiger. Ich selbst habe keine Ahnung und ich glaube auch sonst niemand, wieviele unterschiedliche Spezies im Regenwald leben. Aber ich sah sehr viele. Es werden tausende gewesen sein. Einige konnte ich wiedererkennen. Ich kannte sie von Fotografien. Andere waren von derart phantastischer Erscheinung, dass ich sogar ein wenig erschrak - meine Wahrnehmung war beinahe überfordert angesichts solcher Pracht. Ich erblickte sie, staunte kurz, sie verschwanden und es kamen sogleich neue Bilder. Ich konnte keines festhalten und hätte es auch nicht gewollt, dazu war mir Mutter Ayahuasca einfach zu großzügig. Luis, Antonios Lehrling, würde mir am nächsten Tag erzählen, dass er oft Dinge sah, die nicht von dieser Welt wären, Geschöpfe, die erst geschaffen werden mußten, die die Erde bevölkern würden weit nach unserer Zeit. Nun, ich denke, dass ich diese Dinge ebenfalls sah, doch ich könnte keine Bilder wiedergeben, weil ich in disem Moment so gar nicht darauf scharf war, etwas für die Nachwelt festzuhalten. Ich wollte einfach nur das Geschenk von Mutter Ayahuasca geniessen, in seiner ganzen Herrlichkeit erleben. Die Flut der Bilder erreichte eine gewaltige Geschwindigkeit als mir erneut entsetzlich übel wurde. Ich wußte nun, warum ich einen Kübel vor mir stehen hatte und übergab mich darin so heftig wie - nun, ich denke - überhaupt noch nie. Als ich meinen Magen völlig entleert hatte, wurde mir urplötzlich viel besser. Ich ertappte mich dabei, wie ich innerlich flehte, sie möge mich loslassen, doch als das im Begriff war zu geschehen, begann ich den Anflug einer unerträglichen Leere zu fühlen. Ich hatte zuweilen Erlebnisse im Bett mit Frauen gehabt, die mittendrin plötzlich die Lust verließ und das erotische Stelldichein ein urplötzliches Ende fand, doch das war eigentlich harmlos. Was ich in jenem Moment fühlte, als die Verbindung zu Ayahuasca abzubrechen drohte, kam einer Abortation gleich. Ich klammerte mich an die Pflanze - in Gedanken - und sie riß mich wieder mit sich fort. Ich fiel in eine tiefe Trance, behielt allerdings dennoch die Kontrolle. Es hätte nichts geschehen könne, das ich nicht absolut gewollt hätte. Vielleicht wäre Musik schöner gewesen, aber der Gesang von Antonio war ausreichend stimulierend. Ich begann fragile Formen in Neonfarben zu sehen. Anfangs simple geometrische Muster wie Kreise, Bögen oder Spiralen, die allerdings dann komplexer wurden, es tauchten Gesichter auf, Körper, Gliedmaßen, absonderliche abstrakte Formen. Pyramiden, Spiralen formten sich aus dem Nichts, tauchten unangekündigt vor meinen Augen auf, als würde man eine Lache betrachten, auf deren Oberfläche Regen fällt, nur das die entstehenden Formen nicht immer kreisförmig und auch nicht regelmäßig waren. Ich mußte kurz an die Papierschlangen denken, wie man sie im Fasching zerbläst, nur dass ich mit geblasen wurde bis an ihren Ursprung, worauf sie sich sofort auflösten und Platz machten für neue faszinierende Formen. Da merkte ich urplötzlich, wo ich ähnliches schon einmal gesehen hatte. All das, was ich sah, erinnerte in Form und Aufbau an die Nazca-Linien, die Däniken für Landebahnen Außerirdischer gehalten hatte. Selbige befinden sich in Südperu, an der Pazifikküste. Ich war nie dagewesen, kannte bloß Bilder, aber ich konnte deutlich den Affen, den Kolibri sowie den Kondor identifizieren. Und ich sah noch unzählige andere, aber die galten wohl meinem Vergnügen. Das war das Geheimnis, das Mutter Ayahuasca in dieser Nacht für mich lüftete und ich glaube ganz fest daran, dass die Nazca-Linien ihr zu Ehren geschaffen worden waren. Nun, ich glaube leider nicht an Außerirdische und auch nicht an Geister, darum kriegte ich wohl auch keine zu sehen, zumal ich ja auch nicht darum gebeten hatte. Doch wenn die Psychonauten der Frühzeit in ihren Visionen Außerirdische gesehen hatten - selbst wenn sie bloß künftige Scharen sensationsgeiler Touristen für solche hielten - dann machte das alles plötzlich Sinn.

Und auch eine Lektion erteilte sie mir in jener Nacht - dass es besser ist, glücklich darüber zu sein, was man kriegt, als unmögliches zu erhoffen und darob enttäuscht zu sein, dass es nicht eintritt. Das lehrte mich Mutter Ayahuasca in jener Nacht. Eine einfache, simple Lektion, doch vielleicht eine der wichtigsten. Ich war sehr bewegt. Sie war gnädig und sehr, sehr alt. Ich fühlte ihre Reife. Es dauerte sehr lange bis die Visionen begannen nachzulassen und ich aus der Trance zurück in einen gewohnten Bewußtseinszustand gelangte. Ich sprach mit Antonio ein wenig über das erlebte. Dann machte er kurz Licht, was sich ganz seltsam anfühlte. Es sah alles ein wenig wie auf den Bildern Alfred Kubins aus - sehr düster, reduziert und ein wenig verschwommen, als würde das Haus grade abbrennen und der Raum wäre von Rauch erfüllt, wobei dennoch alles eindeutig erkennbar war. Es stellte kein Problem dar, mir eine Zigarette anzumachen. Die Flamme, die Glut, der Rauch, das hatte alles irgenwie eine mystische Ausstrahlung. Was das Konsumieren der Zigarette betrifft, stellte es sich als weniger gute Idee heraus, weil das NIkotin durch die MAO - hemmende Wirkung des Harmalins voll reinhaute. Ich fühlte mich wie bei meiner allerersten Zigarette, also nicht allzu wohl. Gottseidank ließ die Wirkung bald nach und ich konnte noch eine geraume Weile die Visionen genießen.



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